Wo Kindheitsträume Wirklichkeit werden
Im Interview: David Selle, künstlerischer Leiter des "Circus Tausendtraum"
Wochenblatt - 24.11.2004 - (ck) -  Foto: privat
Es ist der erste Auftritt des „Variete-Theater Tausendtraum". Die Tausendtraum-Artisten begeisterten in diesem Jahr zwar über 5000 Soester mit ihren Circusprojektwochen, in denen fast 1000 Schüler als Nachwuchsstars in der Manege zu sehen waren. Nun präsentieren die Artisten des Circus Tausendtraum vom 26. bis 28. November 2004 ihr eigenes Können im beheizten Zirkuszelt im Theodor-HeussPark. David Selle (30), künstlerischer Leiter des Circus Tausendtraum" sprach vor der großen Premiere mit dem Wochenblatt.
? Was ist das Besondere am „Circus Tausendtraum"? 
Selle: Wir haben ein zweieinhalbstündiges Programm, das von mehreren Rahmenhandlun- gen zusammengehalten wird. Da ist zum einen eine Liebesgeschichte, aber auch weih- nachtliche Aspekte spielen eine große Rolle. Unter anderem wird es im Zirkuszelt schneien. Wir haben Jonglage-Nummern mit echtem Porzellan, Trapez- und Einradnummern, aber auch eine Feuershow und einen Zauberer, was es im Zirkus eher selten zu sehen gibt.

? Sie nennen sich „Tausendtraum". Muss man ein Träumer sein, um Zirkus zu machen?
Selle: Natürlich. Besonders bei unserem Projekt. Wir betreten ja mit  unserem Programm völliges Neuland. Für mich ist der Traum ja auch in Erfüllung gegangen. Im zweiten Schuljahr habe ich in einem Aufsatz geschrieben, dass ich mal Clown beim Zirkus werden möchte. Jetzt bin ich es, auch wenn ich in unserem aktuellen Programm mal etwas anderes mache. Zusätzlich muss man aber auch das Ziel haben, andere zum Träumen zu bringen oder die Träume aus der  Kindheit wieder zurückzubringen. Darum geht es doch beim Zirkus. Zusätzlich geht für mich noch ein anderer Traum in Erfüllung: Im Theodor-Heuss-Park habe ich als Jugendlicher immer bei Jonglage-Treffs mitgemacht. Jetzt steht dort unser eigenes Zirkuszelt.

? Können Sie davon leben, Zirkus zu machen?
Inzwischen schon.  Seitdem  ich 17 oder 18 bin mache ich das nun schon. Seit fünf Jahren kann ich da- von auch leben. Offenbar haben wir da mit unserer Ju- gendarbeit eine pä- dagogische Markt- lücke besetzt. Immerhin sind wir ja jedes Jahr von Fe- bruar bis Oktober unterwegs in Sachen Zirkus.
? Wo wohnen Sie denn, während der Zeit, in der Sie unterwegs sind?
Selle: Wir wohnen im Wohnwagen.
Clown Andre, alias Uli Cremer (links), mit "Manegenarbeiter" Wlody und David Selle. Am Freitag zeigen sie mit ihren Kollegen ihr Können im Theodor-Heuss-Park.
? Geht man sich da nicht irgendwann auf die Nerven, wenn man permanent zusammen ist?
 Selle: Das haben wir gut im Griff. Allerdings haben wir das auch erst lernen müssen. Am Anfang dachten wir, wir müssten ständig miteinander reden. Keiner hatte einen Fernseher oder so etwas. Inzwischen wissen wir, dass jeder auch mal seinen Rückzugsraum braucht. Wir sind ein eingespieltes Team, das klappt ganz gut.
? Haben Sie Lampenfieber vor der großen Premiere? 
Selle: Oh ja, und wie. Sonst spielen wir ja mit den Kindern, haben unsere eingespielten Nummern. Doch dieses Mal ist - beispielsweise mein eigenes Programm - zu 90 Prozent neu. Statt Clownerie zeige ich jetzt Live-Musik und Jonglage-Nummern. Die Spielfreude bei allen ist groß, das Lampenfieber allerdings ebenso.